Blasentraining für eine starke Blase
Wir erklären Ihnen, wie ein Blasentraining aussehen kann und wie Sie es mit etwas Disziplin zu einem größeren Intervall zum nächsten Toilettengang schaffen. Wichtig dabei ist: Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen, bevor Sie das Blasentraining starten! Dieser kann am besten beurteilen, ob es für Sie infrage kommt und Ihnen die nötige Beratung und Unterstützung dabei bieten.
Mit einem Toilettenprotokoll sind Sie sehr gut für Ihren nächsten Arzttermin gerüstet. Hier kann der Facharzt erkennen, ob ein Blasentraining bei Ihnen in Frage kommt, oder doch eher ein Medikament. Hier bieten wir Ihnen unser INSENIO Toilettenprotokoll als Download an. Einfach ausdrucken und zum nächsten Arztbesuch mitnehmen!
INSENIO Toilettenprotokoll als PDF zum Herunterladen!
Ziele des Blasentrainings
Was soll mit einem Blasentraining erreicht werden? Hier lesen Sie zunächst die Zielsetzung, die hinter einem Training der Blase steht:
- Harndrang bewusst wahrnehmen lernen
- schlechte Toiletten-Gewohnheiten korrigieren
- Harn mit Absicht zurückhalten lernen
- Toilettenbesuche verringern
- Blasenkapazität erhöhen
- einen festen Toiletten Rythmus finden
- Reduzierung des übermäßigen Harndrangs
Blase trainieren Schritt 1 – Führen Sie ein Toilettenprotokoll
Am Anfang steht die genaue Aufzeichnung und Beobachtung Ihrer Toiletten-Gewohnheiten. Schreiben Sie ca. 4 – 5 Tage lang genau auf, wie viel und was Sie trinken und natürlich wie oft und wann Sie die Toilette aufsuchen. Interessant ist dabei auch, wie viel Urin ist abgegangen? Beobachten und schreiben Sie ebenfalls auf: Welche Situationen haben den Harndrang verstärkt? Welche Medikamente wurden eingenommen?
Je genauer Sie beobachten und aufschreiben, desto besser kann sich Ihr Arzt ein Bild machen und Sie angemessen beraten. Vielleicht können Sie auch selber Muster erkennen?
Blasentraining Schritt 2 – das Toilettentraining
Die Blase ist lernfähig und kann tatsächlich auf eine größere Urinmenge trainiert werden. Bisher hat sie gelernt, bei kleinster Füllmenge Alarm zu schlagen, dies soll mit dem Training geändert werden.
Sie wissen nun, wie oft Sie zur Toilette müssen und ab wann es anfängt zu drücken. Nun versuchen Sie einige wichtige Dinge zu beachten.
Als Erstes richten Sie einen festen Toilettenrythmus ein. Gehen Sie nun nicht mehr vorsichtshalber oder bei jedem kleinsten Anzeichen zwischendurch auf die Toilette. Versuchen Sie, den Toilettengang bei starkem Drang als erstes um 5 Minuten hinauszuzögern. Wenn es nach 3-4 Tagen gut klappt, kann immer Stück für Stück auf 10, 15 und wenn Sie gut im Training sind, auf 20 Minuten verlängert werden. So können Sie Ihrer Blase nach und nach beibringen, sich weniger oft zu melden. Überstürzen Sie aber nichts, lassen Sie sich Zeit!
Weitere wichtige Tricks für Ihr Toilettentraining
Gehen Sie ab sofort nicht mehr vorbeugend zur Toilette, sondern halten Sie sich an feste Zeiten. Kündigt sich ein Drang an, dann sollten Sie nun erst einmal abwarten. Wird der Drang stärker, oder verschwindet das erste Drücken vielleicht schon nach ein paar Minuten wieder? Beobachten Sie genau, ob der erste Impuls der Blase vielleicht noch nicht den tatsächlichen Füllstand anzeigt.
Wenn es dann soweit ist, versuchen Sie ruhig und nicht panisch zur Toilette zu gehen. Machen Sie alles in gemäßigtem Tempo und versuchen sich, dabei zu entspannen. Die Hektik verstärkt Ihren Harndrang nämlich zusätzlich. Im weiteren Schritt sollten Sie versuchen, den Harn auf der Toilette nicht sofort abzulassen, sondern erst eine Weile zurückzuhalten, bevor Sie nachgeben. Wenn es dann einmal wirklich unerträglich drückt, versuchen Sie sich mit Entspannungstechniken etwas abzulenken und damit den Druck von der Blase zu nehmen. Setzen Sie sich gerade auf einen Stuhl und lassen das Becken ganz locker nach vorne kippen, das entlastet den Unterbauch.
Oder beschäftigen Sie sich mit leichtem Beckenbodentraining. Spannen Sie dabei den Beckenboden an und ziehen ihn ganz nach innen und oben, danach wieder lockerlassen. Generell ist eine aufrechte Haltung besser als eine gekrümmte. Diese verstärkt den Harndrang nämlich zusätzlich.
Blasentraining Schritt 3 – der Trinkplan
Auch die zugeführte Flüssigkeit sollten Sie genau planen und sich an einige Tipps halten, damit das Toilettentraining erfolgreich sein kann. Ab sofort sollten Sie regelmäßig und nicht zu wenig trinken. Viele Blasenpatienten neigen zur Reduzierung ihrer Trinkmenge. Das ist aber kontraproduktiv. Weniger Wasser im Urin bedeutet, dass dieser in der Blase sehr viel konzentrierter ist, als bei ausreichender Wassermenge. Der konzentrierte Urin kann die Blasenschleimhaut noch mehr reizen und führt wiederum zu einem noch stärkeren Harndrang. Ein Teufelskreis beginnt.
Unsere Trinkempfehlung
Trinken Sie regelmäßig Wasser ohne Kohlensäure. Nehmen Sie ein gut messbares Behältnis, wie eine kleine 0,5 Liter Flasche, die Sie immer neu befüllen und innerhalb eines Zeitraumes austrinken. Beispielsweise trinken Sie in 3 Stunden eine 0,5 Liter Flasche leer. Zwei Stunden vor dem Zubettgehen hören Sie damit auf und stellen das Trinken ein, damit Sie in der Nacht keine unnötigen Toilettengänge haben. Auf diese Weise kommen Sie auf 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Säfte oder Schorlen sind zwischendurch natürlich auch erlaubt. Kaffee und bestimmte Tees sollten Sie meiden, dazu gehören Brennesseltee und Blasen- und Nierentee. Diese sind harntreibend und bei einem Toilettentraining auf keinen Fall geeignet. Schwarztee hingegen kann bedenkenlos getrunken werden.
Blasentraining Schritt 4 – Bleiben Sie am Ball
Der letzte Schritt ist oft der schwerste. Es wird in Ihrem Training immer mal wieder zu Rückschlägen kommen. Ein Harnwegsinfekt, großer Stress oder Trauer können plötzlich wieder alles auf den Kopf stellen und die Blase reagiert wieder genauso empfindlich wie zu Beginn des Trainings. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es umsonst war. Bleiben Sie jetzt unbedingt dabei und hören Sie nicht auf! Wie beim Training von anderen Muskeln braucht auch die Blase Zeit, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen und ihr volles Potential auszuschöpfen. Genau in schwierigen Zeiten müssen Sie weitermachen und sich an Ihren Plan halten, dann werden Sie sehen, dass sich der Erfolg auch dauerhaft einstellt.
Wann macht Blasentraining keinen Sinn?
Voraussetzung für ein Blasentraining ist, dass sich der Betroffene des Harndrangs bewusst ist und diesen willentlich beeinflussen kann. Bei neurologischen Schädigungen des Gehirns, Rückenmarks oder bei einer Querschnittlähmung kommt es oft durch fehlgesteuerte Impulse zwischen Gehirn und Blase zur Einschränkung der Harnkontrolle, die jedoch nicht abtrainiert werden kann. Hier ist Blasentraining leider zwecklos. Lesen Sie dazu mehr im Artikel über die Reflexinkontinenz!
Fazit Blasentraining
Allgemein kann man sagen, dass ein gut angewendetes und diszipliniertes Blasentraining gut anschlägt, wenn es ohne Pausen und über einen langen Zeitraum durchgeführt wird. Ebenso wie beim Training aller anderen Muskeln im Körper, ist auch bei der Blase ein Training nur dann effektiv, wenn es auch gewissenhaft durchgeführt wird. Zu viele Unterbrechungen, oder auch halbherziges Training können den Erfolg verzögern. Die Zusammenarbeit mit einem Facharzt ist dabei immer wichtig und eine gute und notwendige Unterstützung. Die vorherige Abklärung von Erkrankungen spielt dabei eine übergeordnete Rolle. Es bringt kein Blasentraining Erfolg, wenn es nicht zu Ihrer Erkrankung passt!
Zuletzt geändert:
Quellen
Meißner, T. Blasentraining nützt, Verzicht auf Koffein fraglich. ProCare 27, 14–15 (2022). https://doi.org/10.1007/s00735-022-1618-4
https://www.ouh.nhs.uk/patient-guide/leaflets/files/65610Poveractivebladder.pdf – letzter Abruf: 05.07.2022 14:00 Uhr