Definition Delirium – Was ist das?

Ein Delirium ist ein plötzlicher Zustand der Verwirrung, bei dem Denken, Aufmerksamkeit und Bewusstsein gestört sind. Es kann durch verschiedene Ursachen wie Krankheiten, Medikamente, eine Narkose oder einen Entzug entstehen. Delirium wird auch Delir oder akuter Verwirrtheitszustand genannt. Früher war der Begriff „Durchgangssyndrom“ ebenfalls geläufig. Besonders ältere Menschen mit Demenz sind von diesem Syndrom betroffen. Es tritt oft plötzlich auf und kann Stunden bis Tage andauern. Ein Delir ist ein medizinischer Notfall und sollte sofort behandelt werden, da es unbehandelt zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen kann.

Ein Delirium ist immer ein Notfall und bedarf intensiver medizinischer Versorgung!

Was sind die Auslöser eines Deliriums?

Besonders nach Operationen und nach einer Narkose besteht ein erhöhtes Risiko für ein sogenanntes postoperatives Delir, vor allem bei älteren Patienten. Menschen mit Demenz sind dabei vor allem gefährdet. Zudem können eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Sauerstoffmangel, Schmerzen oder starker Stress das Auftreten eines Delirs begünstigen. Auch Infektionen können vor allem bei älteren Menschen ein Delir hervorrufen.

Ein Delirium kann aber auch bei Menschen jüngerer Altersgruppen ausgelöst werden. Häufige Auslöser sind dann Medikamente oder Drogen, entweder durch Nebenwirkungen oder durch plötzlichen Entzug, wie es beispielsweise bei Alkohol- oder Beruhigungsmittel-Ahängigkeit der Fall ist. Stoffwechselstörungen wie Elektrolytverschiebungen, Unterzuckerung oder ein Nieren- oder Leberversagen sind ebenfalls häufige Ursachen. Auch schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle, Demenz oder ein Schädel-Hirn-Trauma können die Gehirnfunktion so weit beeinträchtigen, dass ein Delir auftritt.

Ursachen eines Deliriums

Operationen und Narkose: Postoperatives Delir, besonders bei älteren Patienten

Medikamente oder Drogen: Nebenwirkungen, Entzug

Schwere Infektionen: Zum Beispiel Harnwegsinfektionen, Nierenentzündungen oder Lungenentzündungen

Stoffwechselstörungen: Elektrolytstörungen, Nieren- oder Leberversagen

Schwere Erkrankungen: Schlaganfälle, Demenz, Schädel-Hirn-Trauma

Welche Symptome gibt es?

Die Symptome eines Deliriums können stark variieren und sich in unterschiedlichen Formen zeigen. Typisch sind Bewusstseinsstörungen mit eingeschränkter Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, wodurch Betroffene oft verwirrt und desorientiert wirken. Sie können Zeit, Ort oder sogar die eigene Identität nicht mehr korrekt einordnen. Häufig treten auch Wahrnehmungsstörungen wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen auf, die vor allem visuell oder akustisch sein können.

Manche Betroffene sind extrem unruhig, motorisch überaktiv und reagieren mit Angst oder Aggression, während andere eher apathisch und antriebslos erscheinen.

Hier wird zwischen einem Hypoaktiven Delir (apathisch und antriebslos) und einem Hyperaktiven Delir (unruhig, ängstlich oder aggressiv) unterschieden.

Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist oft gestört, was sich in Schlaflosigkeit oder übermäßiger Schläfrigkeit äußern kann. Zusätzlich können vegetative Symptome wie Schwitzen, Zittern oder Blutdruckschwankungen auftreten. Da sich das Delir meist plötzlich entwickelt und die Symptome im Tagesverlauf schwanken, ist eine rasche medizinische Abklärung dringend erforderlich.

Übersicht der Symptome

  • Bewusstseinsstörungen: Reduzierte Aufmerksamkeit, Schwierigkeiten, sich auf Gespräche oder Aufgaben zu konzentrieren
  • Desorientierung: Verwirrtheit in Bezug auf Zeit, Ort und manchmal auch die eigene Person
  • Halluzinationen und Wahnvorstellungen: Oft visuelle oder akustische Wahrnehmungsstörungen
  • Unruhe oder Lethargie: Übererregbarkeit (hyperaktives Delir) oder Apathie (hypoaktives Delir)
  • Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus: Tag-Nacht-Umkehr, Schlaflosigkeit oder übermäßige Schläfrigkeit
  • Vegetative Symptome: Schwitzen, Zittern, erhöhter Puls oder Blutdruckschwankungen

Was fühlen Menschen im Delirium?

Menschen im Delirium erleben oft eine verzerrte und beängstigende Wahrnehmung ihrer Umgebung. Viele fühlen sich desorientiert und hilflos, weil sie nicht mehr genau wissen, wo sie sind oder was mit ihnen geschieht. Dies kann Angst, Panik oder Verwirrung auslösen.

Besonders bei Halluzinationen oder Wahnvorstellungen kann es zu starkem Stress kommen, da die Betroffenen Dinge sehen oder hören, die nicht real sind, aber für sie völlig echt wirken.

Während einige unruhig und gereizt sind, fühlen sich andere eher antriebslos und abgeschlagen. Manche erleben starke emotionale Schwankungen zwischen Angst, Euphorie, Wut oder tiefer Traurigkeit. Auch das Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper und Geist zu verlieren, kann sehr belastend sein.

Da das Zeitgefühl gestört ist und oft Tag und Nacht verwechselt werden, kann zusätzlich eine tiefe Verwirrung oder Erschöpfung entstehen. Insgesamt fühlen sich Menschen im Delir häufig ausgeliefert und verstehen nicht, was mit ihnen passiert – was das Erleben besonders beängstigend machen kann.

Delirium bei Demenzpatienten

Ein Delirium bei Demenzpatienten ist besonders problematisch, da es schwer zu erkennen und von einer Verschlechterung der Demenz abzugrenzen ist. Während eine Demenz schleichend fortschreitet, tritt ein Delirium plötzlich auf und verschlimmert die vorhandenen kognitiven Einschränkungen oft dramatisch.

Warum sind Demenzpatienten besonders gefährdet?

Menschen mit Demenz haben bereits eine beeinträchtigte Gehirnfunktion, wodurch sie empfindlicher auf Auslöser eines Delirs reagieren. Selbst geringfügige Veränderungen wie eine leichte Infektion, ein Krankenhausaufenthalt oder neue Medikamente können ein Delir auslösen. Zudem sind sie oft weniger in der Lage, ihre Beschwerden zu äußern, sodass das Delir nicht sofort erkannt wird.

Wichtige Unterschiede zwischen Delir und Demenz

MerkmaleDeliriumDemenz
BeginnPlötzlich (Stunden/Tage)Langsam, schleichend (Monate/Jahre)
VerlaufSchwankend, Symptome ändern sich im Tagesverlaufmeist kontinuierliche Verschlechterung
BewußtseinGestört, wechselnde Klarheitnormal, lange erhalten
HalluzinationenHäufig (meist visuell)selten, in späterem Krankheitsverlauf
Aufmerksamkeitstark gestört, sehr ablenkbarrecht gut erhalten

Wie lange dauert ein Delir?

Die Dauer eines Delirs kann stark variieren und hängt von mehreren Faktoren wie dem Alter des Patienten, Vorerkrankungen (z. B. Demenz), der Schwere einer Operation und der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung ab. In den meisten Fällen bildet sich das Delir aber innerhalb weniger Tage zurück, sobald die Ursachen beseitigt werden. Allerdings kann es bei älteren Patienten oder solchen mit bestehender Demenz länger anhalten (einige Wochen) oder sogar zu einem dauerhaften kognitiven Abbau führen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung, etwa durch eine gute Flüssigkeitszufuhr, eine ruhige Umgebung und eine gezielte Medikation, kann die Dauer des Delirs verkürzen.

Warum ist ein Delirium gefährlich?

Ein Delirium ist gefährlich, weil es nicht nur die geistige Verfassung vorübergehend beeinträchtigt, sondern auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Besonders für ältere Menschen und Patienten mit Demenz oder Vorerkrankungen. Studien zeigen, dass ein Delir mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden ist, besonders bei älteren oder schwerkranken Patienten. Ein unbehandeltes oder schweres Delir kann zu einem langfristigen geistigen Abbau führen und das Risiko für Demenz oder eine Verschlechterung einer bereits bestehenden Demenz erhöhen. Patienten mit einem hyperaktiven Delir sind oft unruhig, verwirrt und sturzgefährdet. Sie können sich selbst oder andere verletzen, indem sie z. B. aus dem Bett steigen oder medizinische Geräte entfernen. Ein Delir kann die Genesung verzögern und das Risiko für Komplikationen wie Infektionen oder Thrombosen erhöhen. Es führt damit oft zu längeren Krankenhausaufenthalten. Bei manchen Patienten bleibt nach dem Delir eine anhaltende Schwäche und Gebrechlichkeit (Frailty), ein erhöhter Pflegebedarf oder eine Verschlechterung der Alltagsfähigkeiten bestehen. Auch eine Bettlägerigkeit kann gefördert werden.

Behandlung eines Delirs

Die Behandlung eines Deliriums erfordert eine schnelle Aufdeckung und Therapie der zugrunde liegenden Ursachen. Infektionen müssen gezielt mit Antibiotika behandelt, Medikamente überprüft und gegebenenfalls abgesetzt oder angepasst werden. Ein ausgeglichener Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt ist essenziell, ebenso wie eine angemessene Schmerztherapie ohne stark sedierende Mittel.

Neben der Ursachenbehandlung spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine zentrale Rolle. Eine ruhige, vertraute Umgebung mit wenigen Reizen kann helfen, die Orientierung wieder herzustellen. Hilfsmittel wie Brillen, Hörgeräte oder Uhren unterstützen zusätzlich bei der Genesung. Regelmäßige Ansprache durch vertraute Personen sowie ein strukturierter Tagesablauf tragen zur Beruhigung bei. Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch gezielte Lichtsteuerung und Vermeidung nächtlicher Störungen gefördert.

Beruhigende Medikamente werden nur bei schwerer Unruhe oder Selbst- und Fremdgefährdung eingesetzt. Nach Abklingen des Delirs ist eine Nachsorge wichtig, um erneute Episoden zu verhindern. Die kognitiven Funktionen sollten überprüft, die Medikation langfristig optimiert und geistige sowie körperliche Aktivität gefördert werden.

Fazit Delirium

Ein Delir stellt eine akute Störung der geistigen Funktionen dar und erfordert ein rasches medizinisches Eingreifen. Es kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, ist jedoch oft heilbar, wenn die Ursachen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Besonders bei gefährdeten Gruppen wie älteren Menschen oder Demenzpatienten ist eine aufmerksame Beobachtung entscheidend, besonders nach Operationen! Präventive Maßnahmen, wie eine stabile Tagesstruktur, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Vermeidung unnötiger Medikamente, können das Risiko verringern. Da ein unbehandeltes Delir zu langfristigen Einschränkungen führen kann, ist eine frühzeitige Diagnose der Schlüssel zu einer erfolgreichen Genesung.


Quellen

https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP_Einblick_Delir.pdf

https://www.draeger.com/Content/Documents/Content/delir-wp-DMC-100989-de.pdf

https://www.bg-kliniken.de/fileadmin/01_hamburg/_content/PDFs/Delir_auf_der_Intensivstation.pdf

Matthias Meier arbeitet seit 2015 als Contentmanager und Redakteur bei INSENIO. Neben Recherche und redaktioneller Tätigkeit bereichert er INSENIO zusätzlich als Grafiker. Seine langjährigen Erfahrungen im direkten Austausch mit unseren Kunden stützen sein breites Wissen zu Themen und Produkten rund um Inkontinenz und Gesundheit.