Dranginkontinenz – Definition

Das Hauptkennzeichen der Dranginkontinenz ist der plötzliche starke Harndrang, der die Betroffenen wie eine regelrechte Attacke überfällt, und das auch bei geringer Blasenfüllung. Dieser Harndrang kann durch verschiedene Faktoren, etwa Stress, kalte Füße oder durch das Geräusch rauschenden Wassers, ausgelöst werden. Oft kommt es zum unwillkürlichen Harnverlust, bei dem unterschiedliche Mengen abgehen, teilweise auch die ganze Blasenfüllung. Dranginkontinenz tritt eher im Alter auf, bei Frauen und Männern gleichermaßen. Sie ist eine der häufigsten Inkontinenzformen.

Ursachen von Dranginkontinenz

Dranginkontinenz, auch als überaktive Blase oder Urgeinkontinenz bekannt, ist eine Form der Harninkontinenz, bei der der Betroffene plötzlichen und unkontrollierbaren Harndrang verspürt, der oft zu ungewolltem Urinverlust führt. Diese Art der Inkontinenz kann verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache ist eine Blasenüberaktivität, bei der die Blase häufiger als normal kontrahiert, was zu einem starken und plötzlichen Harndrang führt. Zudem können neurologische Störungen wie Multiple Sklerose, Parkinson-Krankheit, Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen die Nerven beeinträchtigen, die die Blasenfunktion regulieren, und so zu einer überaktiven Blase und Dranginkontinenz führen.

Harnwegsinfektionen können ebenfalls eine Rolle spielen, indem sie zu Reizungen und Überaktivität der Blase führen. Blasensteine oder Harnwegsobstruktionen können die Blasenentleerung beeinträchtigen und zu unkontrolliertem Harndrang führen. Bestimmte Medikamente, insbesondere Diuretika oder solche, die die Blasenmuskulatur beeinflussen, sowie Koffein, Alkohol oder scharfe Speisen können ebenfalls die Symptome einer Dranginkontinenz auslösen oder verschlimmern.

Des Weiteren kann das Altern eine Rolle spielen, da mit zunehmendem Alter die Blasenmuskulatur schwächer werden kann und die Kontrolle über den Harndrang beeinträchtigt wird. Auch psychologische Faktoren wie Stress und Angst können die Blasenfunktion beeinflussen und zu einer überaktiven Blase führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Dranginkontinenz oft das Ergebnis einer Kombination mehrerer Faktoren sein kann, und die genauen Ursachen können von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

belastungsinkontinenz-ratgeber Schaubild
  • ein überaktiver Blasenmuskel
  • ein gestörtes Blasenempfinden
  • Entzündungen der Harnblase oder Harnröhre
  • eine Prostata-Vergrößerung
  • Neurologische Erkrankungen, wie z. B. Multiple Sklerose
  • Normaler Alterungsprozess

Therapie – Dranginkontinenz

In fast jedem Fall wird die Dranginkontinenz medikamentös behandelt. Oft wird zusätzlich Beckenbodentraining verordnet. Mit Verhaltens- bzw. Toilettentraining erzielen Betroffene auch eine Besserung der Harninkontinenz. Bei starken Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten eignen sich alternative Behandlungsmethoden. Egal welche Behandlung durchgeführt wird, das Tragen von Inkontinenzmaterial ist dringend empfohlen. Alleine zum Schutz der empfindlichen Haut im Intimbereich.

Medikamentöse Therapie

Medikamente, die bei Dranginkontinenz eingesetzt werden, bestehen aus einer Kombination von Anticholinergika und Östrogenen, die den Blasenmuskel entspannen. Durch den entspannten Muskel vergrößert sich gleichzeitig das Fassungsvermögen. Nebenwirkungen treten individuell auf, oft wird Mundtrockenheit genannt. Gewöhnlich werden diese Medikamente dauerhaft eingenommen.

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Inkontinenzartikel

Neben der medikamentösen Therapie sollten Betroffene aus hygienischen Gründen Inkontinenzartikel tragen. Heutzutage sind Inkontinenzeinlagen äußerst leistungsfähig und sehr saugstark, bei gleichzeitig dünnem Material, geruchsabsorbierend und recht unauffällig.

Da bei Dranginkontinenz unterschiedliche Mengen, auch ganze Blasenfüllungen abgehen, empfehlen Produktexperten Windelhosen. Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken und für jeden Geldbeutel. Besonders zuverlässig und diskret sind die Pants von MoliCare Mobile und TENA Pants Plus. Sehr beliebt sind auch Windelhosen von Seni Active Classic. Besonders für Männer mit Dranginkontinenz eignet sich TENA Men Level 4.

Operative Therapien

Operative Therapien werden durchgeführt, wenn konservative Therapien unmöglich sind oder keine Wirkung zeigen. Hierunter fällt die Einspritzung von Botox in die Blasenwand, was die Blasenmuskel-Aktivität reduzieren soll.

Alternative Therapien

Es existieren auch eine Reihe von alternativen Therapiemöglichkeiten, die begleitend zu anderen Behandlungen durchgeführt werden können. Diese sind Akupunktur, pflanzliche Mittel und Homöopathie. Erfolgserlebnisse von alternativen Therapien werden von Betroffenen sehr unterschiedlich wahrgenommen. Von Fachleuten werden alternative Therapien ebenfalls sehr unterschiedlich bewertet. Hier muss jeder für sich entscheiden, was ihm/ihr guttut und was nicht.

Video Dranginkontinenz erklärt

Gibt es Lebensmittel, die man vermeiden sollte?

Ja, bei Dranginkontinenz können bestimmte Lebensmittel und Getränke den Harndrang verstärken und die Symptome verschlimmern. Es ist wichtig, dass jede Person individuell herausfindet, welche Lebensmittel oder Getränke ihre Symptome verschlimmern, da die Reaktionen je nach Person variieren können. Ein Ernährungstagebuch kann hilfreich sein, um potenzielle Auslöser zu identifizieren.

Zu den häufigsten Substanzen, die vermieden werden sollten, gehören:

Kaffee

Koffein wirkt harntreibend, da es die Nierenfunktion anregt und die Urinproduktion erhöht.

Alkohol

Alkohol hat eine ähnliche harntreibende Wirkung wie Kaffee. Er kann die Harnproduktion erhöhen und gleichzeitig die Freisetzung des antidiuretischen Hormons (ADH) hemmen.

Alkohol hat eine ähnliche harntreibende Wirkung wie Kaffee. Er kann die Harnproduktion erhöhen und gleichzeitig die Freisetzung des antidiuretischen Hormons (ADH) hemmen, das normalerweise die Wasserausscheidung reduziert.

Tee

Bestimmte Teesorten wie grüner Tee und schwarzer Tee können harntreibend sein, vor allem aufgrund ihres Koffeingehalts.

Fruchtsäfte

Einige Fruchtsäfte wie Cranberrysaft oder Grapefruitsaft haben aufgrund ihres hohen Wassergehalts und ihrer natürlichen Zusammensetzung eine harntreibende Wirkung.

Scharfe & würzige Speisen

Diese können die Blase ebenfalls reizen und zu einem verstärkten Harndrang führen.

Zitrusfrüchte & saure Lebensmittel

Diese können ebenfalls die Blase reizen und die Symptome verschlimmern.

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Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn die Symptome plötzlich und unerklärlich auftreten. Aber auch wenn sie Ihr tägliches Leben beeinträchtigen, sei es durch soziale Isolation oder Probleme am Arbeitsplatz. Insbesondere wenn Sie auch nachts ungewollten Harnverlust haben oder begleitende Symptome wie Blut im Urin, Schmerzen beim Wasserlassen oder häufiger Harndrang auftreten, ist eine ärztliche Untersuchung ratsam. Darüber hinaus sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, wenn Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Harndrang zu kontrollieren oder den Urin nicht rechtzeitig halten können. Dies gilt insbesondere, wenn Sie bereits eine bekannte neurologische Erkrankung haben, die mit Harninkontinenz verbunden sein kann.

Ein Arzt kann eine gründliche Untersuchung durchführen, um die genaue Ursache der Dranginkontinenz festzustellen und Ihnen eine angemessene Behandlung zu empfehlen. Dies kann Verhaltensänderungen, Medikamente oder andere Therapien umfassen, die Ihnen helfen, Ihre Symptome zu kontrollieren und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Beispiel für einen typischen Erfahrungsbericht

Frau Meier ist 58 Jahre, als sie mit Ihrer Schwägerin in einer Gaststätte zu Abend isst. Sie verspürt seit Tagen schon einen starken Harndrang und vermutet eine herannahende Blasenentzündung. Die Schmerzen derweil bleiben aber aus. Weil Frau Meier nun im Restaurant nicht alle 10 Minuten die Toilette aufsuchen möchte, entscheidet sie sich einfach einzuhalten, auch gegen den starken Druck. Nach einer Stunde und einigen Getränken ist der Drang fast unerträglich, sie denkt aber, dass sie es noch bis nach Hause schaffen kann. Das war schließlich früher auch kein Problem. Noch auf dem Weg nach Hause passiert das Unglück. Frau Meier verliert unwillkürlich Urin und zwar keine einzelnen Tropfen, sondern einen großen Schwall. Sie läuft mit einer durchnässten Hose und mit großer Scham nach Hause.

Seither passiert es häufiger, dass Frau Meier bei großem Harndrang einfach Urin verliert, ohne ihn weiter zurückhalten zu können. Zuerst geht sie verhältnismäßig oft zur Toilette. Alle halbe Stunde bis Stunde entleert sie die Blase auch vorsichtshalber, damit nichts mehr daneben geht. Sie ist indes so verunsichert, dass sie doch ihren Hausarzt aufsucht. Dieser untersucht Frau Meier gründlich und diagnostiziert eine Dranginkontinenz. Den Grund findet er nicht, er verschreibt ihr aber ein Medikament, welches die Blase entspannt. Dies verschafft ihr eine große Entlastung, denn der Drang ist nun nicht mehr ganz so ausgeprägt und Frau Meier kann ihre Toilettengänge etwas ausdehnen. Zudem rät ihr der Arzt zu einer Inkontinenz Pants, die eventuelle Unfälle einfach diskret verstecken. Damit kommt sie nun gut zurecht und lebt mit Ihrer Diagnose.

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Fazit zur Dranginkontinenz

Die Symptome einer Dranginkontinenz sind für Betroffene äußerst unangenehm. Jedoch können Betroffene mit Hilfe geeigneter Inkontinenzhilfsmittel viel Lebensqualität erhalten. Erste Informationen über geeignete Inkontinenzeinlagen gibt der behandelnde Arzt. Mittlerweile bietet das Internet auch viele nützliche Informationen. Es lohnt sich immer, sich zu informieren!


Zuletzt geändert:

Quellen

https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3191/26Herxag1MT4M_31.pdf?sequence=1&isAllowei=y

https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/gynaekologische-und-urologische-erkrankungen/was-versteht-man-unter-einer-reizblase-ueberaktive-blase-2017304

Nora Rost ist studierte Pflegewissenschaftlerin, Krankenschwester und Redakteurin bei INSENIO. Seit 2015 berät sie Betroffene und pflegende Angehörige zu Inkontinenz und Pflege. Ihr wertvolles Wissen und die jahrelange Erfahrung aus Kliniken und Pflegeheimen dokumentiert sie im INSENIO Ratgeber in umfangreichen Ratgeber-Texten.