Enkopresis (Einkoten) | Ursachen finden

Enkopresis hat einen erheblichen Einfluss auf den Alltag. Sowohl psychisch, als auch hygienisch stellt dieses Krankheitsbild eine grosse Herausforderung dar.

Enkopresis Beitragsbild

Definition Enkopresis

Was bedeutet aber nun Enkopresis genau? Es gibt nämlich verschiedene Formen. Enkopresis heisst einfach übersetzt „Einkoten“. Hierbei geht es aber nicht darum, dass ein Kind einmalig Kot in Kleidung oder an unpassenden Orten absetzt, sondern dass dies regelmässig oder wiederholt passiert. Das Einkoten, das mindestens einmal im Monat über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten (DSM-5) oder sechs Monaten (ICD-10) auftritt, stellt dabei eine Enkopresis dar.

Enkopresis ist das willkürliche oder unwillkürliche Absetzen von Kot an Orten, die nicht dafür vorgesehen sind (Kleidung, Boden etc.) nach einem Alter von 4 Jahren.

Unterschieden wird dabei, ob die Darmkontrolle bereits vor dem Auftreten der Enkopresis erlernt wurde, oder ob sie nie eingetreten ist. Wenn die Darmkontrolle bei Kindern nie erlernt wurde und die kindliche Inkontinenz verlängert ist, dann spricht man von einer sogenannten „primären“ Enkopresis.

Die „sekundäre“ Enkopresis ist die Form, bei der die Stuhlkontinenz schon einmal für mindestens 6 Monate erreicht wurde und das Einkoten erst danach eingetreten ist. Die sekundäre Enkopresis tritt in der Regel als Folge von Stress, psychischen Problemen oder körperlichen Erkrankungen auf.

Der Unterschied zwischen sekundärer und primärer Enkopresis liegt im Zeitpunkt des Auftretens und den zugrunde liegenden Ursachen.

Symptome der Enkopresis

Es gibt verschiedene Anzeichen dafür, dass eine Enkopresis vorliegt. Natürlich allem voran das Einkoten in Unterwäsche oder an anderen nicht dafür vorgesehenen Orten. Aber auch weitere Symptome können auf eine Enkopresis hindeuten und auch die Richtung der Therapie aufzeigen. Deshalb ist es sehr wichtig, das Stuhlverhalten als Ganzes zu betrachten und wichtige Symptome zu definieren.

  • unfreiwilliges Stuhlabsetzen, meist in die Unterwäsche
  • Vermeidung von Stuhlgang
  • bei Überlaufinkontinenz, zum Beispiel durch starke Verstopfung: viele ungeformte Stuhlabgänge am Tag (evtl. Fehldiagnose Durchfall)
  • bei Verstopfung: gelegentlich grosse Stuhlmassen, mit Abgang des verdickten Kots Bauchschmerzen
  • verminderter Appetit

Ursachen von Enkopresis

Woher kommt denn aber nun eine Enkopresis? Warum fangen Kinder nach dem Trockenwerden an, wieder in die Hose zu machen? Oder warum werden sie gar nicht erst „trocken“? Es gibt unterschiedliche Gründe für das Einkoten und genauso unterschiedlich sind auch die Therapien. Wichtig zu wissen ist nur, es gibt in der Regel eine Lösung für das Problem. Die Ursachenforschung ist dabei sehr wichtig, um genau herauszufinden, was der Auslöser ist.

 

Chronische Verstopfung Psychologische Faktoren Fehlende Toilettengewohnheiten
Eine häufige Ursache ist chronische Verstopfung, bei der der Stuhl im Darm hart und schwer auszuscheiden ist. Dies kann zu einem Überlauf führen, bei dem flüssiger Stuhl um den verhärteten Stuhl herum abläuft.  Stress, Angst oder emotionale Probleme können ebenfalls zur Enkopresis beitragen. Manchmal kann eine Enkopresis entstehen, wenn ein Kind keine regelmässigen Toilettengewohnheiten entwickelt hat.

 

Bei 80-95 % der Enkopresis ist eine chronische Verstopfung mit die Ursache.

Eine lang andauernde Verstopfung kann zu grossen Stuhlmassen im Darm führen. Diese dauerhafte Überfüllung führt zu einem Sensibilitätsverlust und Erschlaffung der Darmwand. Die Kinder verlieren das Gefühl dafür, dass der Darm voll ist. Dadurch merken sie auch nicht, wenn sich der Stuhl nach aussen drückt. Es kann auch zu einem Darmüberlauf kommen, wenn sich der noch weiche Stuhl an den harten Stuhlmassen vorbeischiebt und überläuft.

Manche Kinder halten auch aus Angst oder Ekel vor den Ausscheidungen den Stuhl zurück und der Teufelskreis entsteht.

Rein psychische Ursachen sind seltener, aber auch zu nennen. Dabei kann eine Enkopresis auftreten, wenn grosse Belastungen oder Veränderungen im Umfeld passieren. Ein Umzug, ein neues Geschwisterkind oder auch Scheidungen, Schulwechsel oder Krankenhausaufenthalte können ein Einkoten und Einnässen begünstigen.

Meist greifen aber mehrere körperliche und psychische Ursachen ineinander, damit eine Enkopresis entsteht!

Um die genauen Ursachen herauszufinden, sollte so früh wie möglich ein Arzt hinzugezogen werden.

Diagnose Enkopresis

Eine genaue Diagnose ist beim Einkoten sehr wichtig. Denn diese entscheidet über die richtige Therapie. Gerade bei Kindern ist eine vorsichtige und zurückhaltende Untersuchung ebenfalls sehr wichtig, um das Kind nicht weiter zu traumatisieren. Denn eine Enkopresis ist auch immer mit Scham und Schuld für das Kind aufgeladen. Der Intimbereich des Kindes sollte deshalb nur mit äusserster Zurückhaltung untersucht werden.

An erster Stelle steht deshalb immer die genaue Anamnese und ein ausführliches Gespräch mit Eltern und Kind. Dabei werden meist folgende Dinge abgefragt:

  • Ess- und Trinkgewohnheiten
  • Toilettengewohnheiten und Häufigkeit der Stuhlentleerung
  • Schmerzen (vor allem beim Stuhlgang)
  • Lebensumstände (Trennung, Schulveränderungen etc.)
  • Entwicklung des Kindes (war es schon trocken?)
  • Toilettenprotokoll (sofern vorhanden)

Die körperliche Untersuchung schliesst sich an das Gespräch an und umfasst im ersten Schritt das Abtasten des Bauches. Der Arzt kann damit meist bereits feststellen, ob eine Verstopfung vorliegt. Auch ein Ultraschall ist angezeigt. Insgesamt wird eine ausführliche körperliche und entwicklungsdiagnostische Untersuchung erfolgen.

Enkopresis Therapie

Die Therapie der Enkopresis richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Dabei wird zunächst zwischen einer Enkopresis mit Obstipation (Verstopfung) und Enkopresis ohne Verstopfung unterschieden.

Bei beiden Formen der Enkopresis kommt die Basisbehandlung zum Einsatz. Diese umfasst neben dem Toilettentraining eine umfassende Aufklärung der Eltern und des Kindes über die Funktionsweise des Darms und die Abläufe der Defäkation. Das schambesetzte Thema wird sozusagen enttabuisiert. Es wird zudem zu einer ballaststoffreichen Ernährung, ausreichender Bewegung und einer angemessenen Trinkmenge geraten.

Therapie mit Obstipation

Liegt eine Obstipation vor, so kommen als erstes Abführmittel zum Einsatz. Diese lösen den Kotstau auf und initiieren einmalig das normale Abführen des Kots. Danach wird das Abführmittel nach und nach herabgesetzt.

Im weiteren Schritt wird ein Toilettentraining begonnen. Dabei soll das Kind 3x täglich nach den Hauptmahlzeiten für 10 Minuten auf die Toilette gehen und in ruhiger Atmosphäre versuchen, Stuhl abzusetzen. Nach dem Essen ist der gastrokolische Reflex aktiv und das Stuhlabsetzen fällt dadurch leichter. Das Kind sollte dabei Kontakt zum Boden/Fusshocker haben. Dabei kann auch etwas angenehmes gemacht werden, wie ein Buch gelesen oder mit einem kleinen Spielzeug gespielt werden. Auf keinen Fall darf aber Druck auf das Kind ausgeübt werden. Positive Verstärkung beim Absetzen von Stuhlgang ist jedoch erwünscht.

Therapie ohne Obstipation

Bei der Enkopresis ohne Obstipation darf in den meisten Fällen kein Abführmittel gegeben werden, da dies die Symptomatik noch verschlechtern könnte. Bei dieser Art der Störung wird ebenfalls aufgeklärt und ein Toilettentraining eingeführt, jedoch ohne Abführmittel! Dann kommen bei vorliegenden psychischen Störungen kinderpsychiatrische und psychotherapeutische Behandlungen zum Einsatz. Kinder mit Ausscheidungsstörungen haben häufig Verhaltensauffälligkeiten oder eine beeinträchtigte Entwicklung und benötigen eine spezielle Unterstützung im Sauberkeitsprozess.

Fazit Enkopresis

Zusammenfassend sind funktionelle Defäkationsstörungen, wie die Enkopresis, nicht rein durch Darmprobleme oder psychische Probleme bedingt. Stattdessen entstehen sie meist durch das Zusammenspiel von körperlichen und psychosozialen Faktoren. Daher müssen bei der Therapie sowohl psychische als auch körperliche Einflüsse bei der Betrachtung dieser Störungen berücksichtigt werden. In jedem Fall sollten Sie sich bei Verdacht auf eine Enkopresis an Ihren Arzt wenden, statt den Konflikt selbst auszutragen, was die Symptomatik häufig verschlimmert.

 


 

 

Quellen

https://www.praxistrott.de/PDF/Enkopresis.pdf

https://www.praxistrott.de/PDF/Enkopresis.pdf

https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0035-126051

https://www.dgspj.de/wp-content/uploads/qualitaetssicherung-papiere-ausscheidungsstoerungen-2013.pdf

https://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Einrichtungen/Kliniken_und_Institute/Neurologie_und_Psychiatrie/Kinder_und_Jugendpsychiatrie/Folien_Vorlesung/Folien_2015_neu_01/Vorlesung_Ausscheidungsstoerungen_SS__2018.pdf