Hitzewelle, eine Gefahr für ältere und kranke Menschen
In den letzten Jahren sind extrem hohe Temperaturen zu einer immer häufigeren Realität geworden und haben schwerwiegende Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Hitzewellen sind lang anhaltende Perioden mit außergewöhnlich hohen Temperaturen, die über den normalen Durchschnitt für eine bestimmte Region hinausgehen. Sie können Wochen oder sogar Monate dauern und bringen eine Vielzahl von Gefahren mit sich. Die Temperaturen steigen nicht nur tagsüber auf unerträgliche Niveaus, sondern sinken auch nachts kaum ab, was den Körpern von Menschen und Tieren weniger Zeit zum Abkühlen lässt. Gerade für kranke und ältere Personen können hohe Temperaturen zu einer erheblichen Gefahr werden. Sie stellen eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar und können zu Hitzschlägen, Dehydrierung und anderen hitzebedingten Erkrankungen führen. Besonders gefährdet sind nicht nur ältere Menschen, auch Kinder, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen leiden besonders unter der Hitze.
Warum ist große Hitze so gefährlich?
Die Normaltemperatur des Körpers liegt bei 37 Grad (+- 0,5). Bei dieser Temperatur laufen die Prozesse im Körper in der Regel reibungslos ab. Aber schon bei einem Grad mehr, kommen diese Prozesse aus dem Takt. Wenn der Körper nun nicht mehr in der Lage ist, die Körpertemperatur abzukühlen, etwa durch Schwitzen, gerät der gesamte Stoffwechsel aus dem Ruder und es kann lebensgefährlich werden. Gerade ältere Menschen sind oft gesundheitlich vorbelastet und haben (auch in gesundem Zustand) mehr Schwierigkeiten dabei, ihre Körpertemperatur gut zu regulieren. Auch das Durstgefühl lässt im Alter nach. Wenn nicht genug getrunken wird und aufgrund der Hitze gleichzeitig viel durch Schwitzen an Flüssigkeit verloren geht, besteht die Gefahr eines Hitzekollaps.
Kann man an Hitze sterben?
Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Es gibt verschiedene Formen des Hitzetodes. Eine davon ist ein Hitzekollaps. Der Körper versucht, durch innere Vorgänge die Körpertemperatur abzusenken. Etwa durch Schwitzen. Wird nun nicht genug Flüssigkeit durch Trinken zugeführt, wird zwar das Blut abgekühlt und damit die Organe, jedoch verdickt sich das Blut. Dies kann zu Thrombosen, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Ein Hitzschlag ist wiederum eine andere Sache. Hier ist das Gehirn, beispielsweise durch Sonnenschein auf den Kopf, zu sehr erhitzt worden. Wenn nun die Region für die Temperaturregulation einen Schaden dadurch nimmt, kann im Extremfall das Gehirn nicht mehr den Befehl für eine Temperatursenkung geben und der Körper überhitzt. Dies kann ebenfalls zum Tode führen.
Woran merke ich, dass der Pflegebedürftige überhitzt?
Bevor es zu einer lebensbedrohlichen Situation kommt, gibt es einige Warnzeichen, die Sie ernst nehmen müssen. Die Überhitzung kündigt sich in der Regel an, deshalb sollten Sie sehr aufmerksam auf die ersten Anzeichen sein. Der Flüssigkeitsverlust führt in der Regel zunächst zu allgemeinem Unwohlsein. Dies kann bis zu Bewußtseinstrübung und Schwindel gehen. Auch ein Ohrensausen kann Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels sein.
- Unwohlsein
- Bewusstseinseintrübung
- Schwindel
- Ohrensausen
Was tue ich, wenn ich oder mein Angehöriger überhitzt ist?
Zunächst einmal sollte sichergestellt werden, dass Sie oder Ihr Angehöriger sich in sicherer Position befinden. Sprich, Sie sollten auf keiner Leiter oder Treppe stehen, oder in irgendeiner Position, von der aus Sie sich bei einem Sturz lebensgefährlich verletzen könnten. Denn auch ein Sturz durch Flüssigkeitsmangel und Überhitzung kann zu einem indirekten Hitzetod führen! Dann sollte unbedingt genügend Flüssigkeit eingenommen werden, auch wenn Sie keinen Durst verspüren. Durch das Schwitzen verliert der Körper auch wichtige Elektrolyte. Diese können z.B. durch eine Gemüsebrühe ausgeglichen werden. Legen Sie den Betroffenen in einen kühlen Raum und legen Sie die Beine hoch. Geht es nicht schnell deutlich besser, sollten Sie einen Notarzt rufen!
- sichere Position einnehmen
- hinlegen und Beine hochlagern
- trinken, trinken, trinken
- evtl. Gemüsebrühe für Elektrolytausgleich reichen
- stellt sich keine Besserung ein, Notarzt rufen!
Wie kontrolliere ich, ob der Pflegebedürftige genug getrunken hat?
Es ist wichtig, den Flüssigkeitsstatus des Pflegebedürftigen im Auge zu behalten, um sicherzustellen, dass er ausreichend hydriert ist. Wenn Sie wissen möchten, ob Sie oder die pflegebedürftige Person genügend getrunken haben, dann gibt es einen einfachen Trick. Stellen Sie sich morgens und abends auf die Waage. Sie sollten abends nicht weniger wiegen als morgens. Ist dies der Fall, haben Sie womöglich zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen.
Achten Sie außerdem auf Anzeichen von Dehydrierung wie trockene Lippen, verminderter Urinfluss, dunkler Urin, Schwindel oder Verwirrtheit. Wenn Sie solche Symptome bemerken, könnte dies darauf hinweisen, dass der Pflegebedürftige nicht genug getrunken hat.
Wie animiere ich einen Pflegebedürftigen mehr zu trinken?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten jemanden zum Trinken zu animieren. Einige einfache Tricks können dazu beitragen, dass die Gesamttrinkmenge erhöht wird. Auch bei trinkfaulen Kindern können die ein oder anderen Tricks funktionieren.
So überstehen Sie die Hitze – 8 Tipps und Tricks
Tipp 1 – Planen Sie die Hitze ein
Gehen Sie Ihrem Alltag nicht nach, als gäbe es die hohen Temperaturen nicht. Wenn es über 30 Grad sind, dann passen Sie Ihren Tag den Temperaturen an. Anstrengende Tätigkeiten sollten Sie also in die kühleren Abendstunden verschieben. Sie müssen nicht über Tag die Betten beziehen oder den Rasen mähen. Ruhen Sie sich aus, wenn es besonders heiß ist.
Tipp 2 – Achten Sie auf die Packungsbeilage Ihrer Medikamente
Es gibt einige Medikamente, die an die hohe Temperatur angepasst werden müssen. Blutdrucksenker, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Neuroleptika und einige Antidepressiva müssen je nach Temperatur anders dosiert werden. Auch Medikamentenpflaster reagieren bei Hitze und vermehrter Schweißabsonderung anders und geben unter Umständen mehr Wirkstoff ab. Besprechen Sie dies auf jeden Fall mit Ihrem zuständigen Arzt!
Tipp 3 – Trinken, Trinken, Trinken
Gerade ältere Menschen haben oft weniger Durst. Er stellt sich bei Hitze dann oft zu spät ein. Wenn dann der Durst kommt, kann es in einigen Fällen schon zu spät sein. Deshalb animieren Sie den Pflegebedürftigen bei Hitze immer zum Trinken, auch wenn der Durst nicht immer da ist. Trinken Sie auch, wenn Sie kaum oder keinen Durst haben. Achten Sie auch darauf, die Wasserflaschen nicht nur bereit zu stellen, sondern auch, dass Sie selbständig geöffnet werden können! Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten damit, eine Flasche alleine aufzudrehen.
Ist dies aufgrund von Schluckstörungen nicht möglich, verwenden Sie bei Bedarf Trinkhilfen wie Trinkbecher mit Henkel, Strohhalme oder Trinkflaschen, um dem Pflegebedürftigen das Trinken zu erleichtern.
Tipp 4 – Nur raus, wenn es nötig ist
Bei hohen Temperaturen bleiben Sie möglichst in kühlen Räumen. Setzen Sie sich in keinem Fall in die heiße Sonne. Senioren, Kinder und Pflegebedürftige gehören generell in den Schatten. Achten Sie auf eine Kopfbedeckung und Sonnenbrille im Freien. Benutzen Sie einen hohen Lichtschutzfaktor bei Sonnencremes.
Tipp 5 – Luftige und helle Kleidung tragen
Für alle Menschen gilt an heißen Tagen: Tragen Sie luftige und helle Kleidung. Moderne Stoffe sind zudem oft auch atmungsaktiv, das kühlt zusätzlich etwas ab. Mit passender Kleidung bildet sich eine kühlende Luftschicht zwischen Körper und Kleidung.
Tipp 6 – Richtig lüften
Lüften Sie generell nur früh morgens und abends, wenn es abgekühlt ist. Erzeugen Sie wenn möglich einen Durchzug. Über Tag sollten Sie möglichst die Rolläden herunterlassen oder Vorhänge zuziehen, damit so wenig Hitze wie möglich in die Räume gelangt.
Tipp 7 – Wasser ist nicht nur zum Trinken da
Neben dem Trinken kann das Wasser auch anderweitig für eine Abkühlung sorgen. Kühle Waschlappen an Nacken, Armen oder Stirn können angenehm kühlend wirken. Auch ein kühles Fußbad kann helfen, wenn es zu heiß wird. Aber auch eine kalte Dusche oder ein Bad im kühlen Nass können für angenehmere Körpertemperaturen sorgen. Hier sollten Sie sich aber vorher an die Temperatur herantasten, denn ein plötzlicher Temperaturwechsel ist nicht für jeden Kreislauf geeignet!
Tipp 8 – Leichtes Essen, weniger Belastung
Essen Sie an heißen Tagen leichte Kost. Schnitzel und Pommes sind bei Hitze nicht die geeignetsten Lebensmittel. Greifen Sie auf Salate, Gemüse und Obst zurück. Eis ist natürlich auch eine willkommene Abwechslung und sorgt für eine Abkühlung.
Fazit Hitzewelle und wie Sie Ihre Pflegebedürftigen schützen
Der Schutz von pflegebedürftigen Personen während einer Hitzewelle erfordert Vorbereitung, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Indem Sie die hier aufgeführten Maßnahmen beherzigen, können Sie dazu beitragen, das Risiko von hitzebedingten Gesundheitsproblemen zu minimieren und das Wohlbefinden Ihrer Pflegebedürftigen zu gewährleisten. Achten Sie auf Ihren Körper und suchen Sie im Zweifel einen Arzt auf, um Hitzeschäden vorzubeugen.
Zuletzt geändert:
Quellen
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 27 vom 9.7.23 – Autor: Prof. Hanns-Christian Gunga
www.pflege-praevention.de/tipps/sommerhitze-pflegebeduerftige/