Definition Kinästhetik
Kinästhetik beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und dem Verständnis von Bewegungen des eigenen Körpers sowie mit der Fähigkeit, diese Bewegungen zu steuern. Es handelt sich um ein Konzept, das eng mit der Körperwahrnehmung, der Motorik und der Bewegungskontrolle verbunden ist. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „kinesis“ (Bewegung) und „aisthesis“ (Wahrnehmung) zusammen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Begriff Kinästhetik je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen haben kann, aber im Allgemeinen bezieht er sich immer auf die Wechselwirkung zwischen Bewegung und Wahrnehmung. Wir beschäftigen uns in diesem Artikel mit dem Begriff im Zusammenhang mit der Pflege und Gesundheitsversorgung.
Kinästhetik wird in der Pflege verwendet, um die Bewegungen von Patienten zu unterstützen und die Arbeit von Pflegekräften effektiver und schonender zu gestalten. Es beinhaltet Techniken, die auf einem Verständnis der menschlichen Anatomie, Physiologie und Bewegungsdynamik basieren. Damit ist es möglich, mit kleinem Aufwand größere Bewegungseffekte zu erzielen.
Kinästhetik in der Pflege
In der Pflege ist die Kinästhetik eine spezielle Methode, die entwickelt wurde, um die körperliche Bewegung von Patienten zu erleichtern und die Arbeit der Pflegekräfte zu optimieren. Das Konzept wurde von den US-amerikanischen Krankenschwestern Lenny Maietta und Hubert E. Blenkle in den 1970er Jahren entwickelt.
Im Kern besteht die Kinästhetik darin, die Bewegungsabläufe der Patienten und Pflegekräfte so aufeinander abzustimmen, dass sie möglichst mit wenig Aufwand (körperlich) für den Pflegenden stattfinden. Auf der anderen Seite soll die pflegerische Interaktion gezielt und systematisch die Unterstützung zur Selbsthilfe im Bereich der Beweglichkeit bieten. Jeder Bewegungsablauf sollte entsprechend auf die vorhandenen Bewegungsmöglichkeiten des Pflegebedürftigen ausgerichtet sein. Die Abläufe werden so gestaltet, dass der Patient sie gut nachvollziehen, und soweit möglich, selber steuern kann. So sollte nicht der Pfleger die Abläufe alleine vorgeben, sondern der Patient kann sie weitestgehend selbst ausführen. Währenddessen passt sich der Körper des Pflegenden sinnvoll an den Bewegungsablauf des Patienten an.
Statt der üblichen Hebel- und Tragkräfte sollten vermehrt Zug- und Druckkräfte eingesetzt werden. Dies ermöglicht es dem hilfsbedürftigen Menschen, eigeninitiativ und aktiver am Geschehen teilzunehmen.
Die Anwendung der kinästhetischen Prinzipien findet gezielt in der Alten- und Krankenpflege Anwendung. Dabei wird darauf abgezielt, durch die Integration der kinästhetischen Prinzipien die Wahrnehmung der Patienten in Bezug auf ihre eigene Bewegung zu verbessern und damit neue Lernprozesse zu fördern.
Kinästhetik – die 6 Konzepte
Es gibt in der Kinästhetik 6 Konzepte, die zusammen ein System bilden. Die einzelnen Konzepte greifen dabei ineinander, damit jede Bewegung systematisch beachtet und angepasst werden kann. Damit soll die Mobilisation des Patienten maximal unterstützt werden.
Konzepte | Erklärung |
Interaktion | Dieses Konzept befasst sich mit den Kontakt- und Austauschmöglichkeiten zwischen Pflegebedürftigen und Pflegepersonen. Es legt den Fokus auf die gemeinsame und schrittweise Bewegung während der pflegerischen Tätigkeiten. |
funktionelle Anatomie | Die funktionelle Anatomie unterteilt den menschlichen Körper in Massen und Zwischenräume. Massen sind Kopf, Brustkorb, Arme & Beine, Becken. Zwischenräume sind Achseln, Schultern, Taille und Hals. Grundsatz hier: „Massen fassen, Zwischenräume spielen lassen„ |
menschliche Bewegung | Die menschliche Bewegung besteht aus: Beugen, Strecken und Drehen. Diese macht man sich durch spiralige Bewegungen zu Nutze und erleichtert damit die Mobilisation. Sie entlastet zudem den Pflegenden. |
menschliche Funktion | Die menschliche Funktion unterscheidet 7 Grundpositionen wie Rückenlage, Sitzen und Stehen. Durch einfache Gewichtsverlagerung kann der Patient diese teils selbstständig einnehmen oder daran mitarbeiten. |
Anstrengung | Der Patient wird durch gezielten Druck oder Zug der Massen zur selbständigen Bewegung animiert. Körperliche Anstrengung soll damit gezielt eingesetzt und eine Überanstrengung vermieden werden. |
Umgebung | Dieses Konzept betrachtet die Bewegungsabläufe im Zusammenspiel mit der Umgebung. Es berücksichtigt, wie Hilfsmittel oder auch Möbel, die zur Mobilisation eingesetzt werden können und wie diese optimal genutzt werden. |
Kinästhetik Ziele für die Pflege
In erster Linie geht es darum, dass Patienten mit effektiven Methoden durch das Pflegepersonal mobilisiert werden können, ohne dabei die Pfleger zu überanstrengen. Gleichzeitig steht die Rückgewinnung oder Beibehaltung der Eigenständigkeit und Mitbestimmung in der Bewegung im Vordergrund. Dies sind die Ziele der Kinästhetik im Überblick.
Zuletzt geändert: