Medikamente beeinflussen die Harnblase
Wenn Sie Medikamente nehmen, tun Sie dies sicher nicht zum Vergnügen, sondern weil sie zu einer Therapie gehören. Wenn sich bei Ihnen nun eine Inkontinenz abzeichnet, könnte das auch an der Einnahme eines Ihrer Medikamente liegen. Darüber sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen. Er kann nach alternativen Arzneimitteln und Therapiemethoden suchen, die Ihre Kontinenz nicht beeinflussen. Oftmals kann bereits eine Änderung des Einnahmezeitpunkts oder der Dosierung helfen.
Medikamente können auf verschiedene Arten die Kontinenz beeinflussen. So wirken einige direkt auf die Harnblase, weil sie zum Beispiel den Blasenmuskel schwächen. Andere wirken auf den Blasenschließmuskel und können so eine bereits bestehende Belastungsinkontinenz verstärken. Dann gibt es Medikamente, die zu vermehrter Urinausscheidung anregen, was ebenfalls die Blasenfunktion beeinträchtigt. Oder sie bewirken genau das Gegenteil – sie können einen Harnstau verursachen.
Diuretika fördern Inkontinenz
Typische Arzneistoffe mit Wirkung auf die Kontinenz sind zum Beispiel Diuretika („Wassertabletten“), die die Flüssigkeitsausscheidung erhöhen. Sie werden etwa zur Therapie von Bluthochdruck oder bei einer Herzmuskelschwäche eingesetzt. Sie steigern den Harndrang, die Urinmenge macht der Blase unter Umständen zu schaffen und kann ihr Fassungsvermögen überfordern. Häufiges Wasserlassen kann die Nebenwirkung von Entwässerungstabletten sein.
Medikamente bei Prostatavergrößerung und Bluthochdruck
Weitere Medikamente mit einer Wirkung auf die Blasenaktivität sind Alpha-Rezeptorenblocker, die zur Behandlung einer gutartigen Vergrößerung der Prostata bei Männern oder gegen Bluthochdruck eingesetzt werden. Sie reduzieren die Spannung des Schließmuskels der Harnblase, was bei bestimmten Therapien sinnvoll ist. Aber sie können auch zu Harninkontinenz führen oder diese verstärken.
Blutdrucksenkende Medikamente
ACE-Hemmer zur Blutdrucksenkung können nur indirekt eine bestehende Belastungsinkontinenz verstärken. Denn eine Nebenwirkung dieser Medikamente kann Reizhusten sein. Dieser wiederum erhöht den Druck im Bauchraum und begünstigt so ungewollten Harnverlust.
Betablocker
Betablocker sind Medikamente, die den Herzschlag verlangsamen und so den Blutdruck senken. Daher werden Betablocker bei Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Herzschwäche und auch koronarer Herzkrankheit eingesetzt. Auch nach einem Herzinfarkt werden Betablocker eingesetzt, um das Herz zu entlasten. Jedoch können diese Medikamente Drangbeschwerden der Harnblase verschlechtern.
Cholinergika und Cholinesterase-Hemmer
Cholinergika und Cholinesterase-Hemmer werden zur Besserung der kognitiven Funktionen im frühen Stadium der Alzheimer-Demenz eingesetzt. Bei Alzheimer-Patienten nimmt die Anzahl der Nervenzellen im Gehirn ab. Um die Denkleistung der Patienten zu verbessern, sollen die Medikamente die Signalstärke erhöhen. Cholinesterase-Hemmer, die im Gehirn wirken, verhindern den Abbau des wichtigen Neurotransmitter Acetylcholin und verstärken dadurch die Signale der Nerven. Da sie auch die Harnblasenentleerung anregen, können diese Medikamente auch eine Inkontinenz fördern.
Digitaliswirkstoffe und Herzglykoside
Digitaliswirkstoffe und Herzglykoside werden bei chronischer Herzmuskelschwäche (chronische Herzinsuffizienz) und bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Leider gilt bei diesen Medikamenten auch, dass sie womöglich die Dranginkontinenz verschlimmern.
Prostaglandin
Prostaglandin wird zur Förderung der Durchblutung bei verschiedenen Krankheitsbildern verschrieben. Jedoch stehen sie unter Verdacht, eine bestehende Dranginkontinenz zu verschlechtern bzw. hervorzurufen und gehören somit auch zu den Medikamenten, die Inkontinenz fördern können.
Weitere Inkontinenz-fördernde Medikamente
Schmerzmittel, Medikamente gegen Depressionen oder gegen Erkältung können die Funktion der Muskulatur herabsetzen. Das kann die Blasenentleerung schwierig für bestimmte Betroffene machen.
Fördert die Einnahme mehrerer Medikamente eine Inkontinenz?
Bei der Einnahme von Medikamenten sollten sie nicht experimentieren! Die Therapie eines bestimmten Krankheitsbildes geht oftmals mit der Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig einher. Ihr Arzt ist dabei ihr vertrauensvoller Ansprechpartner, der sie über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufklären sollte. Zusammensetzung, Einnahmezeitpunkt und Dosierung spielen eine fundamentale Rolle und dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn, weicht einer der Parameter geringfügig ab, kann das grundlegende Auswirkungen auf Ihren gesundheitlichen Zustand haben. Sprechen Sie in jedem Fall eine mögliche Inkontinenz an, wenn Sie sich unsicher sind. Das Thema sollte nicht aus Scham ausgespart werden.
Niemals Medikamente eigenständig absetzen
Auf keinen Fall sollten Sie Medikamente eigenmächtig absetzen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, welche Symptome bei Ihnen auftreten. Wenn er feststellt, dass bestimmte Medikamente für die Harninkontinenz verantwortlich sind, kann er gegensteuern. Er kann prüfen, ob die weitere Einnahme unbedingt erforderlich ist. Weitere Möglichkeiten sind unter anderem der Austausch von Medikamenten oder die Einnahme wird auf mehrere kleinere Einzeldosen verteilt oder zu einem anderen Zeitpunkt eingenommen.
Fazit – Können Medikamente eine Inkontinenz fördern?
Inkontinenz ist mit unangenehmen Symptomen verbunden. Wenn ein Betroffener regelmäßig Medikamente, wie Wassertabletten, einnimmt, können diese eine bestehende Inkontinenz verschlechtern. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt über alternative Medikamente. Unter Umständen kann auch eine Änderung des Einnahmezeitpunktes die Inkontinenz-Symptome verbessern.
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