In diesem Beitrag beantwortet Frau Manuela Busse, Arzthelferin und Inkontinenzexpertin, Fragen zu Windeln für Erwachsene und wie Sie am besten die Nachtversorgung des Pflegebedürftigen durchführen sollten. Pflegende Angehörige stehen oft vor dem Problem, dass die Nachtwindeln für Erwachsene nicht „gehalten haben“, sprich in der Nacht ausgelaufen sind. Die Nachtkleidung ist nass, die Bettwäsche, die Matratze.

Was können Angehörige tun, wenn die Nachtwindel nicht hält?

Manuela Busse: Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sprich das Verwenden der richtigen Nachtwindeln für Erwachsene und deren korrekte Anwendung. Oft sind Anwendungsfehler bei den Hilfsmitteln die Ursache für das Problem. Entdeckt man sie, ist die Sache recht schnell behoben und die Entlastung für Angehörige und Pflegebedürftige tritt schnell ein. Für Extremfälle ist eine gesonderte Beratung notwendig.

Als erste vorbeugende Maßnahme ist ein Toilettengang kurz vorm zu Bett gehen empfehlenswert. Dann sollte man für die Nacht Inkontinenzprodukte, also Nachtwindeln für Erwachsene, mit besonders hoher Saugkraft wählen und sie dann mindestens ein Mal in der Nacht wechseln.

Welches Inkontinenzmaterial können Sie empfehlen?

Manuela Busse: Sehr gut geeignet sind saugfähige Inkontinenzvorlagen, über die man dann eine Fixierhose oder Netzhose anzieht. Mit dieser Kombination erreichen sie extrem hohe Saugkraft, geringes Auslaufrisiko und ideale Passform. Saugstarke Inkontinenzvorlagen gibt es von Hartmann z.B. die MoliCare Premium Form Super Plus (früher MoliForm Premium soft super). Auch Inkontinenzwindeln für Erwachsene wie Super Seni Quatro kann ich empfehlen. Sie haben sich vor allem bei bettlägerigen Patienten bewährt. Für Pflegebedürftige, die noch selbstständig die Toilette aufsuchen können, ist das Modell MoliCare Premium Elastic 10 Tropfen besser geeignet. Weil sie trotz Seitenverschlüsse elastisch genug ist und über die Beine gestreift werden kann. Der einzige Nachteil: Sie sind im Preis etwas teurer. Wer etwas günstigere Nachtwindeln für Erwachsene sucht, dem empfehle ich MoliCare Slip Maxi.

Wie sieht es mit Pants, also Windelhosen, aus?

Manuela Busse: Pants bzw. Windelhosen sind nur bedingt für die Nachtversorgung geeignet. Sie sitzen nicht so fest, können in der Nacht verrutschen und die Gefahr des Auslaufens vergrößert sich dadurch. Deshalb sage ich oft zu Betroffenen und zu Angehörigen, sie sollen Inkontinenzvorlagen bzw. Nachtwindeln für Erwachsene ausprobieren, die schlichtweg besser am Körper fixiert sind.

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Wie sieht in Ihren Augen eine richtige Nachtversorgung aus?

Manuela Busse: Man sollte immer das Inkontinenzmaterial in zwei Saugstärken parat haben. Mit der Zeit kann man ja die Häufigkeit des Wasserlassens ungefähr einschätzen. Danach richtet sich dann die Tragezeit.

Ein Beispiel: Wenn der Inkontinenzpatient um 20 Uhr fürs Bett fertig gemacht wird, dann steht der Wechselzeitpunkt 3 Uhr nachts an. Für diese erste Periode sollte man ein Produkt mit hoher Saugkraft wählen. Für die Zeit zwischen 3 und 7 Uhr reicht dann mittelhohe Saugkraft. So können sie die Pflege vorausschauend gestalten und Kosten sparen, ohne die Versorgung zu verschlechtern.

Welche typischen Fehler in der Nachtversorgung gibt es?

Manuela Busse: Die meisten Fehler sind leicht zu vermeiden. Zuallererst ein Tipp: Die Inkontinenzvorlage sollte vor dem Anlegen immer in Form gebracht werden, sprich einmal in der Mitte längs kurz zusammendrücken, sodass sich die Seitenbündchen aufstellen. Die Inkontinenzvorlagen sollten immer mittig im Schritt sitzen, also gleichmäßig die Bereiche vorne und hinten abdecken. Viele haben die Angewohnheit, die Vorlage hinten hochzuziehen oder extra nach hinten versetzt zu platzieren. Das sollte man nicht tun.

Gibt es auch Verwendungsfehler und wie kann man sie vermeiden?

Manuela Busse: Die Pflegebedürftigen werden meist von Anderen angezogen und oft wissen Angehörige oder das Pflegepersonal nicht, ob und wann die Nachtwindeln für Erwachsene richtig sitzen. Dazu gibt es aber eine Faustregel: Die Nachtwindeln für Erwachsene sitzen richtig, wenn die Seitenverschlüsse seitlich liegen, sich nicht überlappen und auch nicht auf dem Po liegen.

Nicht selten passiert es, dass Angehörige die falsche Größe wählen. Dann sitzen die Slips auch schlecht. Man kann aber leicht erkennen, ob sie die richtige Größe gewählt haben: Die Seitenverschlüsse sitzen seitlich, treffen sich nicht in der Mitte und liegen nicht am äußersten Ende der Windel. Und auch hier gilt: das Inkontinenzprodukt vor der Anwendung in Form bringen und mittig falten.

Was sollte man noch beachten?

Manuela Busse: Zur zusätzlichen Absicherung sind Krankenunterlagen im Bett hilfreich, falls dennoch einmal etwas daneben gehen sollte. Wichtig ist die regelmäßige und gründliche Hautpflege. Man sollte penibel darauf achten, denn das Tragen von Inkontinenzmaterial ist immer eine Belastung für die Haut. Mit regelmäßigem Wechseln und mit der richtigen Hautpflege können sie Hautirritationen aber gezielt vorbeugen. Achten Sie darauf, ph-neutrale Waschprodukte zu verwenden und die Haut regelmäßig einzucremen.

Was ist, wenn die Nachtwindeln trotzdem auslaufen?

Manuela Busse: Dann ist eine gesonderte Beratung nötig. Diese Beratung können Ihnen Pflegefachkräfte und Produktexperten anbieten.


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Manuela Busse ist ausgebildete Arzthelferin und arbeitet als Produktexpertin und Redakteurin. Bevor sie 2016 zu INSENIO kam, war sie 30 Jahre in der Altenpflege tätig. Sie unterstützt mit ihrem wertvollen Wissen und ihren hilfreichen Tipps Leser des INSENIO-Ratgebers, Betroffene und pflegende Angehörige.