Pflegegrad beantragen | So geht es

Das Beantragen eines Pflegegrads in Deutschland erfolgt in mehreren Schritten und beginnt mit einem Antrag bei der Pflegekasse. Hier ist eine Übersicht der Schritte, die Sie befolgen sollten.

Pflegegrad Beratung

Schritte zur Beantragung eines Pflegegrads

Die Beantragung eines Pflegegrads ist ein wichtiger Schritt, um pflegebedürftige Menschen angemessen zu unterstützen und ihnen die notwendigen Leistungen und Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen. Pflegegrade werden durch die Pflegekassen vergeben und bestimmen den Umfang der finanziellen und praktischen Unterstützung, die Pflegebedürftige erhalten können. Die Einstufung in einen Pflegegrad erfolgt nach einer gründlichen Begutachtung des individuellen Pflegebedarfs, die verschiedene Aspekte der alltäglichen Lebensführung berücksichtigt.

In dieser Anleitung werden die notwendigen Schritte und hilfreiche Tipps zur Beantragung eines Pflegegrads detailliert erläutert, um den Prozess für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Voraussetzung für den Antrag auf eine Pflegestufe

Die Voraussetzung für einen Pflegegrad Antrag ist, dass beim Antragsteller eine Pflegebedürftigkeit vorliegt und er in den letzten zehn Jahren mindestens zwei Jahre in die Pflegeversicherung eingezahlt hat.

Antrag stellen

Der erste Schritt zur Beantragung eines Pflegegrads ist das Einreichen eines Antrags bei Ihrer Pflegekasse. Die Pflegekasse ist an Ihre Krankenkasse angeschlossen und kann auch über diese erreicht werden. Sind Sie z.B. bei der Barmer versichert, können Sie auch der Barmer einen Brief schicken, mit der Bitte um Weiterleitung an die Pflegekasse.

Mit Ihrem Antrag können Sie sich schriftlich, telefonisch oder online an die Pflegekasse wenden. Der Tag des Anrufes, bzw. des Eingangs Ihres Antrages zählt als Eingangsdatum.

Es reicht ein formloses Schreiben oder auch die einfache Ankündigung per Telefon.

Nach Eingang Ihres Antrags bekommen Sie ein offizielles Antragsformular zugeschickt, welches Sie ausfüllen müssen und danach zurücksenden. Bei einigen Krankenkassen können Sie das Formular auch online ausfüllen.

Vorbereitung auf die Begutachtung

Ihnen wird nach Einreichung des Antragsformulars ein Termin für die persönliche Begutachtung durch den MD mitgeteilt. Auf diesen Termin mit einem Gutachter sollten Sie sich vorbereiten.

Dokumentation: Führen Sie ein Pflegetagebuch, in dem Sie über einen Zeitraum von mindestens einer Woche die Pflege- und Betreuungsleistungen dokumentieren. Dies hilft, den tatsächlichen Pflegebedarf darzustellen.

Arztberichte: Sammeln Sie relevante Arztberichte, Diagnosen und Therapiepläne, die den Gesundheitszustand und den Pflegebedarf belegen.

Begutachtung durch den MD

Der Medizinische Dienst (MD) wird Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um einen Termin zur Begutachtung zu vereinbaren. Bei privat Versicherten übernimmt diesen Schritt „Medicproof“. Ein Gutachter des MD besucht den Pflegebedürftigen zu Hause oder in der Pflegeeinrichtung, um persönlich den Pflegebedarf zu ermitteln. Dabei wird der Pflegebedarf anhand von sechs Modulen ermittelt.

  1. Mobilität
  2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten
  3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
  4. Selbstversorgung
  5. Bewältigung von und selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen
  6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Das damit erstellte Gutachten wird an die Pflegekasse weitergeleitet. Auf Basis des Gutachtens entscheidet die Pflegekasse über den Pflegegrad und informiert Sie schriftlich über die Entscheidung. Bewilligt sie Ihren Pflegegrad und Sie sind mit der Einstufung zufrieden, bekommen Sie Ihre Leistungen ausgezahlt.

Entscheidend für den Leistungsbeginn ist das Datum der Antragstellung, nicht der Eintritt der Pflegebedürftigkeit.

Verbraucherzentrale

Sind Sie mit der Einstufung nicht zufrieden, oder wird Ihr Antrag abgelehnt, so können Sie dagegen Widerspruch einlegen. Innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheids können Sie schriftlich Widerspruch einlegen. Die Pflegekasse überprüft den Widerspruch, oft erfolgt eine erneute Begutachtung. Lesen Sie in unserem Artikel „Pflegegrad Widerspruch“ weiter.

Tipps zur Vorbereitung

Unterstützung: Lassen Sie sich von einem Angehörigen oder einer Pflegefachkraft bei der Vorbereitung und während der Begutachtung unterstützen.

Vollständige Informationen: Geben Sie beim Ausfüllen des Antrags und während der Begutachtung vollständige und genaue Informationen über den Pflegebedarf an.

Beratung: Nutzen Sie die Möglichkeit einer Pflegeberatung, die von den Pflegekassen kostenlos angeboten wird.

Durch sorgfältige Vorbereitung und Dokumentation des Pflegebedarfs können Sie den Prozess der Beantragung eines Pflegegrads optimieren und sicherstellen, dass der tatsächliche Pflegebedarf korrekt erfasst wird.

Fazit Pflegegrad beantragen

Die Beantragung eines Pflegegrads ist ein essenzieller Prozess, um sicherzustellen, dass pflegebedürftige Menschen die notwendige Unterstützung und Versorgung erhalten. Durch das systematische Vorgehen von der Antragstellung über die Vorbereitung auf die Begutachtung bis hin zur möglichen Einlegung eines Widerspruchs können Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sicherstellen, dass der tatsächliche Pflegebedarf korrekt erfasst und angemessen berücksichtigt wird. Sorgfältige Vorbereitung und umfassende Dokumentation des Pflegebedarfs sind entscheidend, um eine gerechte Einstufung zu erhalten. Die Unterstützung durch Pflegeberater, Ärzte und Angehörige kann dabei helfen, den Prozess erfolgreich zu durchlaufen und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen. Letztendlich trägt eine korrekte Pflegegradeinstufung wesentlich zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden der Pflegebedürftigen bei.

 


Quellen

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflegeantrag-und-leistungen/der-weg-zum-pflegegrad-35491

https://www.barmer.de/resource/blob/1003084/1f89b8f49f44b705bb9db16fde3ce69d/barmer-vom-punktwert-zum-pflegegrad-barrierefrei-7253ep-data.pdf

https://md-bund.de/uploads/media/downloads/Fachinfo_PSG_II.pdf.pdf