Pneumonieprophylaxe in der Pflege

Die Pneumonieprophylaxe ist ein zentrales Element in der Pflegepraxis, um das Risiko von Lungenentzündungen bei gefährdeten Patientengruppen zu minimieren und die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern.

Pneumonieprophylaxe

Was ist eine Pneumonieprophylaxe?

Die Pneumonieprophylaxe umfasst alle Massnahmen, die ergriffen werden, um das Auftreten einer Lungenentzündung (Pneumonie) zu verhindern, insbesondere bei gefährdeten Patientengruppen wie immungeschwächten Personen, älteren Menschen oder Patienten mit eingeschränkter Mobilität. In der Pflege ist die Vorbeugung einer Lungenentzündung eine wichtige Massnahme. Durch die systematische Umsetzung von vorbeugenden Massnahmen kann das Risiko einer Pneumonie signifikant reduziert werden.

Was ist eine Pneumonie?

Eine Pneumonie, auch als Lungenentzündung bezeichnet, ist eine entzündliche Erkrankung der kleinen Lungenbläschen und des Lungengewebes. Sie wird in der Regel durch Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen verursacht, kann aber auch durch chemische Reizstoffe, Allergien oder physikalische Schäden (Reflux) ausgelöst werden. Eine Lungenentzündung führt zu einer Ansammlung von Flüssigkeit, Eiter und entzündlichen Zellen in den Lungenbläschen, was den Gasaustausch in der Lunge beeinträchtigt. Es kommt zu einer eingeschränkten Lungenfunktion und meist zu Atemnot.

Die Entzündung und Flüssigkeitsansammlung führen zu den typischen Symptomen einer Pneumonie, wie Husten, Fieber, Atemnot und Brustschmerzen.

Die Pneumonie zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten in Deutschland.

Warum sind Pflegebedürftige und Ältere eher von einer Pneumonie betroffen?

Mit zunehmendem Alter nimmt die Effizienz des Immunsystems ab, was es schwieriger macht, Infektionen abzuwehren. Zusätzlich sind pflegebedürftige Menschen oft weniger mobil oder bettlägerig. Bewegungsmangel kann zu einer verminderten Belüftung der Lungen führen, wodurch sich Sekrete ansammeln und Krankheitserreger leichter vermehren können.

Viele ältere und pflegebedürftige Menschen haben Schluckstörungen, die das Risiko einer Aspiration erhöhen. Aspiration (Einatmung) von Nahrung, Flüssigkeiten oder Speichel in die Atemwege kann eine Aspirationspneumonie verursachen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Ernährungs- und Flüssigkeitsmangel, der bei älteren und pflegebedürftigen Menschen häufig auftritt. Unterernährung, ein Frailty-Syndrom oder Dehydration verringern die allgemeine körperliche Widerstandsfähigkeit.

Mit dem Alter verlieren die Lungen an Elastizität und die Atemmuskulatur wird schwächer, was die Atemfunktion beeinträchtigt und die Fähigkeit reduziert, Sekrete effektiv abzuhusten. Die Kombination dieser Faktoren macht ältere und pflegebedürftige Menschen anfälliger für Pneumonien, weshalb präventive Massnahmen und eine sorgfältige Pflege besonders wichtig sind.

Wie läuft Pneumonieprophylaxe ab?

In der Pflege gibt es spezifische Massnahmen zur Pneumonieprophylaxe, die auf die besonderen Bedürfnisse und Risiken von Pflegebedürftigen abgestimmt sind. Durch die konsequente Umsetzung dieser Massnahmen in der Pflege kann das Risiko einer Pneumonie deutlich reduziert werden.

Hygienemassnahmen

  1. Regelmässiges und gründliches Händewaschen sowie Desinfizieren der Hände vor und nach jedem Patientenkontakt.
  2. Reinigung und Desinfektion von Oberflächen und medizinischen Geräten, besonders in Pflegeeinrichtungen.

Atemübungen und Mobilisation

  1. Einsatz von Atemübungen, um die Lungenfunktion zu fördern. Dazu gehören tiefes Ein- und Ausatmen, Atemgymnastik und spezielle Techniken wie die Lippenbremse. (lesen Sie dazu unten weiter)
  2. So früh wie möglich aktive und passive atemgymnastische Bewegungsübungen durchführen, um die Lungenbelüftung zu verbessern und Sekretstau zu verhindern.

Lagerung und Positionierung

  1. Bei bettlägerigen Patienten den Oberkörper leicht erhöht lagern, um die Lungenbelüftung zu verbessern.
  2. Regelmässiges Umlagern (mindestens alle 2 Stunden) zur Förderung der Sekretmobilisation und Vermeidung von Dekubitus.

Sekretmanagement

  1. Sicherstellen einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr, um die Schleimhäute feucht zu halten und das Abhusten zu erleichtern.
  2. Inhalationen mit Kochsalzlösung oder Medikamenten, um das Sekret zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern.

Aspiration vermeiden

  1. Massnahmen wie langsames und aufrechtes Essen und Trinken, Verwendung angepasster Konsistenzen bei Nahrung und Flüssigkeiten.
  2. Durchführung von Schlucktraining bei Patienten mit Dysphagie durch spezialisierte Therapeuten.

Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

  1. Regelmässige Flüssigkeitsaufnahme sicherstellen, um die Schleimhäute zu befeuchten und das Abhusten zu erleichtern.
  2. Sicherstellen einer ausgewogenen und bedarfsgerechten Ernährung zur Stärkung des Immunsystems.

Impfungen

  1. Jährliche Grippeimpfung für Pflegebedürftige und Pflegepersonal.
  2. Pneumokokken-Impfung gemäss den Empfehlungen für Risikogruppen. Pneumokokken sind Auslöser einer Lungenentzündung.

Regelmässige Kontrollen und Überwachung

  1. Regelmässige Überwachung der Vitalzeichen (Temperatur, Atmung, Puls) zur Früherkennung von Infektionen.
  2. Bei ersten Anzeichen einer Atemwegsinfektion (z.B. Fieber, Husten) sofortige ärztliche Abklärung und Behandlung einleiten.

Was ist Atemgymnastik und wie funktioniert sie?

Atemgymnastik ist eine Reihe von Übungen, die darauf abzielen, die Atmung zu verbessern, die Lungenkapazität zu erhöhen und die Atemmuskulatur zu stärken. Diese Übungen sind besonders hilfreich für Menschen mit Atemwegserkrankungen, zur Prophylaxe von Pneumonie oder zur Rehabilitation nach einer Erkrankung. Atemgymnastik wird häufig bei Patienten mit COPD, Asthma, Bronchitis, nach Operationen oder bei Bettlägerigkeit eingesetzt. Diese Übungen können im Krankenhaus, in der Reha-Klinik, im Pflegeheim oder zu Hause durchgeführt werden. Häufig werden die Übungen von Physiotherapeuten, Atemtherapeuten oder geschultem Pflegepersonal angeleitet.

Durch regelmässige Atemgymnastik können Patienten ihre Atmung verbessern, das Risiko von Komplikationen wie Pneumonie reduzieren und insgesamt ihre Lebensqualität steigern.

  • Diaphragmatische Atmung (Bauchatmung):
    • Der Patient legt eine Hand auf den Bauch und die andere auf die Brust.
    • Beim Einatmen hebt sich der Bauch, während die Brust weitgehend ruhig bleibt.
    • Beim Ausatmen senkt sich der Bauch wieder.
  • Lippenbremse:
    • Der Patient atmet durch die Nase ein und durch die leicht geschlossenen Lippen (wie beim Pfeifen) aus.
    • Diese Technik verlängert die Ausatmung und hilft, die Atemwege offen zu halten.
  • Tiefe Ein- und Ausatmung:
    • Der Patient atmet tief durch die Nase ein, hält kurz die Luft an und atmet dann langsam durch den Mund aus.
    • Diese Übung kann mehrmals wiederholt werden, um die Lungenkapazität zu verbessern.
  • Thoraxbewegungen:
    • Seitliches Dehnen und Strecken des Oberkörpers, um die Flexibilität der Brustkorbmuskulatur zu erhöhen.
    • Beispielsweise das seitliche Beugen des Oberkörpers im Stehen oder Sitzen.
  • Atemrhythmusübungen:
    • Koordination der Atmung mit bestimmten Bewegungen, z.B. Arme beim Einatmen heben und beim Ausatmen senken.
    • Diese Übungen helfen, die Atmung bewusst zu steuern und zu vertiefen.
  • Vibration und Klopfmassagen:
    • Techniken wie Vibration oder Klopfen auf den Rücken oder die Brust, um das Lösen von Schleim zu unterstützen.
    • Diese Methoden werden oft von Physiotherapeuten durchgeführt.
  • Inhalationstherapie:
    • Verwendung von Inhalationsgeräten mit Kochsalzlösung oder Medikamenten, um die Atemwege zu befeuchten und Sekrete zu verflüssigen.

VATI-Lagerung

Die VATI-Lagerung ist eine spezielle Pflegemethode zur Atemtherapie, die darauf abzielt, die Belüftung verschiedener Lungenabschnitte zu verbessern und das Abhusten von Sekreten zu erleichtern. Die Methode ist nach den Buchstaben V, A, T und I benannt, die die verschiedenen Lagerungsformen repräsentieren. Jede dieser Positionen fördert die Durchlüftung spezifischer Lungenbereiche, was besonders bei Patienten mit Atemwegserkrankungen oder nach Operationen hilfreich sein kann.

V-Lagerung:

  • Der Patient wird in Rückenlage positioniert.
  • Unter den Rücken und die Schulterblätter werden zwei Kissen in V-Form gelegt, sodass der Brustkorb geöffnet wird.

A-Lagerung:

  • Der Patient liegt auf dem Rücken.
  • Zwei Kissen werden längs entlang der Wirbelsäule und ein weiteres quer unter die Schulterblätter gelegt, sodass die Form eines „A“ entsteht.

T-Lagerung:

  • Der Patient liegt wieder auf dem Rücken.
  • Ein Kissen wird längs unter die Wirbelsäule gelegt, und ein weiteres Kissen wird quer unter die Schulterblätter gelegt, sodass die Form eines „T“ entsteht.

I-Lagerung:

  • Der Patient liegt auf dem Rücken.
  • Ein längliches Kissen wird gerade entlang der Wirbelsäule gelegt.

Fazit Pneumonieprophylaxe

Die Pneumonieprophylaxe ist ein essenzieller Bestandteil der Pflege, insbesondere für gefährdete Patienten wie ältere Menschen und solche mit chronischen Erkrankungen. Durch eine Kombination aus hygienischen Massnahmen, Atemübungen, Mobilisation, richtiger Lagerung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Ernährung, Impfungen sowie der Vermeidung von Aspiration kann das Risiko einer Lungenentzündung signifikant reduziert werden. Schulungen des Pflegepersonals und eine konsequente Umsetzung dieser Massnahmen tragen wesentlich dazu bei, die Gesundheit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu erhalten und Komplikationen zu vermeiden.

 

 


Quellen

https://www.draco.de/fileadmin/pdf/draco-vati-lagerung-zur-pneumonie-prophylaxe.pdf

https://doi.org/10.1007/978-3-662-49885-9_73

Pneumonieprophylaxe mit Schwerpunkt VATI-Lagerung (Unterweisung Altenpfleger/-in) Ingo Kaska, GRIN VERLAG, Ratgeber/Recht, Beruf, Finanzen/Ausbildung, Beruf, Karriere