Was ist Polyurie?

Von einer Polyurie spricht man, wenn übermäßig Urin ausgeschieden wird. Es werden ungewöhnlich große Mengen an Urin produziert, typischerweise mehr als 2,5 Liter pro Tag bei einem Erwachsenen. Das Wort „Polyurie“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „poly“ (viel, übermäßig) und „ouron“ (Urin) zusammen.

Ursachen von Polyurie

Polyurie kann auf eine Vielzahl von Erkrankungen zurückzuführen sein. Eine der häufigsten Ursachen ist Diabetes mellitus, insbesondere Diabetes Typ 1 und Typ 2. Bei Diabetes ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, was zu einer gesteigerten Urinproduktion führt. Eine andere mögliche Ursache ist Diabetes insipidus, eine seltene Erkrankung, bei der der Körper entweder unzureichende Mengen des antidiuretischen Hormons (ADH) produziert oder nicht in der Lage ist, es effektiv zu nutzen. Darüber hinaus können Nierenerkrankungen, wie beispielsweise eine Niereninsuffizienz oder eine Niereninfektion, Polyurie verursachen. Eine Überfunktion der Schilddrüse, bestimmte Medikamente und psychogene Polyurie, die durch emotionale oder psychische Faktoren ausgelöst wird, sind weitere mögliche Ursachen.

Eine harmlose Ursache einer Polyurie ist oft auch eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme aufgrund äußerer Umstände. Aber auch Alkoholkonsum führt zu vermehrter Urinproduktion, da Alkohol die ADH-Ausschüttung hemmt. ADH ist ein Hormon, welches die Bewahrung der Körperflüssigkeit steuert.

Ursachen im Überblick

  • Diabetes mellitus
  • Nierenversagen (polyurische Phase)
  • bestimmte Medikamente (Diuretika, Antidiabetika)
  • Diabetes insipidus (Hormonmangelerkrankung)
  • Alkoholkonsum
  • Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
Infografik Polyurie Ursachen

Symptome von Polyurie

Die Hauptsymptome von Polyurie sind vermehrter Durst (auch Polydipsie genannt) und übermäßiges Wasserlassen. Betroffene Personen verspüren häufig den Drang, große Mengen an Flüssigkeit zu trinken, und müssen dementsprechend oft die Toilette aufsuchen. Oftmals geht die Polyurie auch mit vermehrtem nächtlichem Wasserlassen einher, was den Schlaf immens stören kann. Die Urinausscheidung bei einer Polyurie überschreitet meist die 3-Liter-Grenze pro Tag. Aber auch niedrigere Urinmengen können kritisch sein, wenn vorher nicht auch übermäßig viel getrunken wurde.

Weitere Symptome können Dehydratation, Gewichtsverlust und Müdigkeit sein. Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie Symptome von Polyurie bemerken, da sie auf eine zugrunde liegende Erkrankung hinweisen können, die behandelt werden muss.

Wann zum Arzt mit Polyurie?

Sollten Sie unerwartete Schwankungen in Ihrer Urinmenge feststellen (mehr als 2 – 3 Liter pro Tag), ohne Änderungen Ihres Trinkverhaltens, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Ebenso sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, wenn zusätzliche Symptome wie erhöhte Körpertemperatur, Erschöpfung, Schwindel oder allgemeines Unwohlsein auftreten.

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Behandlung der Polyurie

Die Behandlung der Polyurie zielt in erster Linie auf die Beseitigung oder Kontrolle der zugrunde liegenden Ursache ab. Wenn Diabetes die Ursache ist, wird die Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch eine Kombination aus Medikamenten, Ernährungsumstellung und regelmäßiger körperlicher Aktivität angestrebt. Bei Diabetes insipidus kann die Behandlung aus einer Gabe von ADH oder bestimmter Medikamenten bestehen, die die ADH-Wirkung im Körper nachahmen. Bei Nierenerkrankungen kann die Behandlung darauf abzielen, die Nierenfunktion zu verbessern oder die Symptome zu lindern. In einigen Fällen kann eine Flüssigkeitsrestriktion oder die Anpassung bestimmter Medikamente erforderlich sein, um die Polyurie zu kontrollieren.

Generell gilt: Behandeln Sie sich bitte nicht selbst! Stellen Sie nicht eigenmächtig Ihr Trinkverhalten oder die Ernährung radikal um, ohne mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen. Nur dieser kann eine Diagnose stellen und dann eine passende Behandlung einleiten.

Polyurie bei Diabetes mellitus

Polyurie tritt bei Diabetes-Patienten aufgrund der erhöhten Glukosekonzentration im Blut auf. Der erhöhte Blutzuckerspiegel führt dazu, dass überschüssige Glukose über den Urin ausgeschieden wird. Dieser zuckerhaltige Urin zieht mehr Wasser aus dem Körper, was zu vermehrtem Wasserlassen führt. Daher entwickeln Diabetes-Patienten eine Polyurie. Dies führt zu einer Polydipsie (übermäßigem Durst), da der Körper versucht, den Wasserhaushalt auszugleichen.

Das hyperosmolare Koma ist eine seltene, aber typische Komplikation des Typ-2-Diabetes. Es tritt auf, wenn der Blutzuckerspiegel extrem hoch ist und die Nieren so viel Flüssigkeit ausscheiden, dass der Körper den Verlust nicht mehr durch Trinken ausgleichen kann. Dadurch entsteht ein erheblicher Flüssigkeitsmangel von durchschnittlich acht bis zwölf Litern. Dies führt dazu, dass der Körper zunehmend austrocknet und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auftreten können.

Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels und eine angemessene Diabetesbehandlung sind entscheidend, um die Polyurie zu reduzieren und den Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Durch eine gezielte Regulierung des Blutzuckerspiegels können Diabetes-Typ-2-Patienten die Polyurie verringern und damit auch verbundene Symptome wie übermäßigen Durst und häufiges Wasserlassen kontrollieren.

Fazit Polyurie

Polyurie, das vermehrte Wasserlassen, kann verschiedene Ursachen haben und tritt bei verschiedenen Erkrankungen auf. Es ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Urinproduktion und kann zu häufigem Toilettengang und gesteigertem Durstgefühl führen. Polyurie kann auf Störungen des Flüssigkeitshaushalts im Körper hinweisen, wie beispielsweise Diabetes, Nierenprobleme oder hormonelle Ungleichgewichte. Bei Diabetes tritt Polyurie aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels auf, der den Körper dazu veranlasst, überschüssige Glukose über den Urin auszuscheiden. Dadurch wird vermehrt Wasser aus dem Körper gespült. Es ist wichtig, die zugrunde liegende Ursache der Polyurie zu ermitteln und entsprechend zu behandeln. Dies kann eine Anpassung der Diabetes-Medikation, eine gezielte Therapie der Nierenfunktion oder die Behandlung anderer zugrunde liegender Erkrankungen umfassen. Es ist ratsam, bei Polyurie einen Arzt zu konsultieren, um eine genaue Diagnose und geeignete Behandlungsoptionen zu erhalten.


Zuletzt geändert:

Quellen

MSD Manual https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/urogenitaltrakt/symptome-urogenitaler-erkrankungen/polyurie

Mayo Clinic https://www.mayoclinic.org/symptoms/frequent-urination/basics/definition/sym-20050712

Zuckerkrank https://www.zuckerkrank.de/diabetes-typ-2/was-ist-diabetes-typ-2/symptome

Manuela Busse ist ausgebildete Arzthelferin und arbeitet als Produktexpertin und Redakteurin. Bevor sie 2016 zu INSENIO kam, war sie 30 Jahre in der Altenpflege tätig. Sie unterstützt mit ihrem wertvollen Wissen und ihren hilfreichen Tipps Leser des INSENIO-Ratgebers, Betroffene und pflegende Angehörige.